Bickenalb? Bickenalb? Beim erfahrenen SC-Fan wird da sofort etwas klingeln, gab es doch gegen die neu formierte Spielgemeinschaft der Eintracht 08 im Hinspiel ein 3:3. Bis dahin nichts ungewöhnliches, allerdings hatte die Vorgeschichte in den 90 gespielten Minuten mit einer 3:0 SC-Führung und drückender Überlegenheit des SC doch unbestritten einiges zu bieten. In letzter Sekunde sorgte die Eintracht damit für den nicht für möglich gehaltenen Ausgleich. Schon damals schrieb der scheinbar omnipräsente Fußballgott einmal mehr eine verrückte Geschichte, aber dass es in der selben Saison eine würdige Fortsetzung dieses Wahnsinns geben würde, die dem verrückten Original in nichts nachstehen sollte, damit hatten wohl die wenigsten im Vorfeld des Rückspiels gerechnet. Aber „believe it or not“ es sollte sogar noch ereignisreicher werden: Das Spiel war schon bevor es die ersten fußballerischen Highlights zu bieten hatte mehr als nur außergewöhnlich. Ein Hagelschauer färbte den saftig grünen Kunstrasen in Blieskastel in winterlichem weiß, der Schiedsrichter unterbrach das Spiel und so mussten die freiwilligen Helfer des SC die Außenlinien vom winterlichen Weiß befreien, bevor der Balle wieder rollen konnte. Sowas sieht man im April nicht alle Tage. Kurios, aber es sollte auch sportlich noch eine denkwürdige Partie folgen. Die Partie in Blieskastel war nach der Schneeunterbrechung geprägt von einer kombinationsstarken Heimelf, die das Gehäuse der Gäste ein ums andere Mal gehörig unter Druck setzte. Aber der Fußballgott hatte für diese Partie einen ganz besonderen Verlauf vorgesehen: Ein Freistoß brachte die Gäste aus dem nicht ganz so heiteren Blieskastler Himmel mit 1:0 in Front und schockte damit die Heimelf. Aber auch nach dem ersten Rückschlag agierte der SC konzentriert, aber leider auch weiterhin erfolglos: Alutreffer, knappe Situationen um Eintracht 16er und kaum Ballbesitz für die Gäste waren weiter die prägenden Szenen dieser Partie, zählbares auf Seiten des SC? Fehlanzeige! Das Tor fiel aber auf der, zumindest aus SC-Sicht, falschen Seite: Eine abgefälschter Schuss landete zum bis dahin absolut glücklichen 2:0 für die Gäste im SC-Tor. Große Überlegenheit, aber ein 0:2-Rückstand? Was sollte man von dieser Partie halten…
Nach der Pause agierte der vom 0:2 aufgestachelte SC noch druckvoller nach vorne, als in Durchgang eins: Blieskastel hatte gleich mehrere Möglichkeiten den Anschlusstreffer zu erzielen, aber man hörte von den Zuschauern immer öfter die unter Fußballfans so beliebten Weisheit, dass man auf Seiten des SC nach Stunden weiterspielen könnte, ohne…. Ja eben, ohne ein Tor zu schießen. Aber die Experten auf den Rängen sollten Lügen gestraft werden: Ein Schnitzer des Eintracht Schlussmanns brachte den SC zunächst auf 2:1 heran, bevor dann Alex Schneider mit seinem zweiten Treffer das 2:2 erzielte. Spätestens jetzt war die Eintracht sichtlich angeknockt und spätestens jetzt lag die Sensation vom Comeback der Jungs in Blau in Bliekastel in der Luft: Der SC kam nun immer wieder gefährlich in den Eintracht 16er, aber auch größte Möglichkeiten blieben ungenutzt. Und um wieder auf besagte Fußballweisheiten zurückzukommen: Wer vorne seine Chancen nicht wegmacht… Ja, jedes Kind weiß es, der wird eben bestraft und so erging es auch dem SC an diesem Nachmittag, als erneut eine Standardsituation drei Minuten vor dem Spielende im Netz von SC-Schlussmann Robert Harder einschlug. Wer jetzt als man den Schlusspfiff schon hören konnte und das Spiel scheinbar entschieden war, schon von einem „verrückten Kick“ philosophierte, der rieb sich in der Schlussminute sicher verwundert die Augen, denn diese Partie hatte noch einen draufzusetzen: Wenn wir das große Lexikon der Fußballweisheiten schon geöffnet haben, dann finden wir dort direkt auf der ersten Seite, die Aussage vom einem deutschen Weltmeistertrainer: Ein Spiel dauert 90 Minuten… Eben.. Und in dieser 90. Minute sollte Simon Kiefer mit einem Weitschuss den sorgsam gehegten Traum der Eintracht vom Auswärtssieg in Blieskastel zerplatzen lassen. Der hochverdiente Ausgleich für den SC war geschafft und jetzt war auch die Geschichte dieses kuriosen Spiels am Ende, denn der Unparteiische pfiff nur eine Minute später ab…
Zusammenfassend kann man sicherlich sagen: Solche Partie sind wohl das Salz in der ohnehin schon schmackhaften Fußballsuppe und eben diese Geschichten sorgen wohl dafür, dass der Fußball zum beliebtesten Sport in Deutschland geworden ist. Unglaublich, was dieses Spiel dem neutralen Zuschauer bot, unglaublich aber auch, wie sich die Geschichte wiederholt: Im Hinspiel war der SC nach einem 3:3-Unentschieden am Boden zerstört, jetzt lernt die Eintracht kennen wie bitter solche Last-Minute-Entscheidungen sein können. Am Ende kann man konstatieren, dass das Unentschieden ob des späten Tores für den SC sicherlich der viel zitierte „gefühlte Sieg“ war, betrachtet man aber die 90 Minuten mit ein wenig Abstand, so wird man feststellen, dass für den SCB an diesem Sonntag sicherlich viel mehr drin gewesen wäre als dieser Punkt: Blieskastel war überlegen, hatte das Gros an Tormöglichkeiten, kombinierte gefällig, hatte aber eben in der Defensive und im Torabschluss das Pech gepachtet: Zwei Standards und ein abgefälschter Schuss brachten den SC an den Rande einer Niederlage, aber eben auch nicht weite, denn der SC hat auch bei diesem Spiel, in dem wohl fast alles gegen das Team in Blau zu laufen schien ein großes Kämpferherz bewiesen: Blieskastel gab nie, aber auch wirklich nie auf, kämpfte aufopferungsvoll und wurde in der Schlussminute dann doch belohnt und so kann man sehen: Auch wenn der Fußballgott seltsame Geschichten schreibt so gipfeln sie am Ende doch ein ums andere Mal im gerechten Happy-End, aber eben nicht immer…
Am Ende also ein gefühlter Sieg, dank Kiefers „Last-Minute-Tor“. Beim Blick auf die anderen Ergebnisse sieht es da mit den schwammigen Attributen „gefühlter Sieg“ und „gefühlte Niederlage“ schon etwas anders aus: Die Top-Teams straucheln weiter munter vor sich hin und Blieskastel verpasst trotz Überlegenheit und zahllosen Chancen einen Sieg gegen die Eintracht. Was bleibt da unterm Strich, wenn man es überspitzt formuliert: Eine verpasste Gelegenheit ganz oben ran zu kommen und ein weiterer Teil in der mittlerweile so beliebten Kategorie „Hätte, wäre, wenn…“, denn hätte man heute gewonnen, dann,… aber lassen wir das… Der SC bleibt selbstverständlich weiter dritter und hat natürlich auch eine beeindruckende Serie von 11 Spielen in Folge ohne Niederlage fortgesetzt.
Nächste Woche folgt dann für den SC erneut ein Heimspiel: Der SV Niedergailbach kommt zum Gastspiel an die Florianstraße. Die Erste spielt ab 15:00 Uhr, die Zweite geht schon ab 13:00 Uhr auf Punkte- und Torejagd…