Der Start ins Jubiläumsjahr 2010 verlief für den SC Blieskastel-Lautzkirchen alles andere als planmäßig: Drei Niederlagen gegen den SV Altheim, den FC 08 Homburg II und zuletzt gegen den TuS Rubenheim lassen das hoffnungsvolle Remis gegen den SV Beeden zu Jahresbeginn sehr dünn aussehen. So kommt es, dass Blieskastel mangels Punkten im unteren Tabellendrittel verschwunden ist und auch dort fürchten muss, bis ans Ende durchgereicht zu werden. Das Damoklesschwert des Abstiegs scheint schon lange über dem SC zu schweben, die Schnur, die es hält wurde aber durch die jüngste Niederlage gegen den TuS Rubenheim nicht gerade dünner.
Vielmehr steht Blieskastel nun erstmals auf einem Abstiegsplatz und man kann nur hoffen, dass es sich dabei allenfalls um eine unglückliche Momentaufnahme handelt, denn die Folgen eines möglichen Abstiegs will man sich erst gar nicht ausmalen. Trotzdem ist besagtes Problem spätestens jetzt allgegenwärtig und kaum einer kann sich der akuten Problematik verschließen. Es gilt nun, Lösungen zu finden und die einfachste Lösung für Probleme im Fußballsport sind bekanntermaßen Punkte und Tore. So viel zur Theorie, aber nun galt es, die klaren Ziele auch in der Praxis umzusetzen und da hatte der Spielplan für den abstiegsbedrohten SC einen echten Prüfstein parat: Blieskastel musste zum Derby nach Blickweiler.
Die jüngere Geschichte dieses traditionsreichen Derbys beim SV Blickweiler ist aus SC-Sicht schnell erzählt: Der SV Blickweiler zeigte dem SC in den vergangenen Jahren in beeindruckender Regelmäßigkeit, wer in Blickweiler Herr im Haus ist und an den letzten Punkgewinn beim SV erinnern sich wohl nur noch Gründungsmitglieder des SC Blieskastel-Lautzkirchen. Diese nicht gerade ermutigende Statistik hat für den SC die logische Folge, dass man natürlich auch in der aktuellen Situation alles andere als der Favorit in Blickweiler sein wird. Führt man sich die letzten Ergebnisse des SV Blickweiler vor Augen, so wird man sehen, dass die Entwicklung beider Teams seit dem letzten Aufeinandertreffen in der Hinrunde immer weiter auseinanderging: Während man beim Hinspiel noch fast Nachbar in der Tabelle war, so ging der Weg des SC nach unten, während sich der SV Blickweiler sukzessive nach oben arbeitete und den schwachen Saisonstart in der Post-Meistersaison vergessen ließ. Blickweiler hat sich längst in der Bezirksliga Homburg etabliert, während Blieskastel-Lautzkirchen um die Existenzberechtigung kämpft. Auch der letzte Spieltag zeigte diese Entwicklung deutlich: Während der SC durch eine 0:1-Heimniederlage gegen den Kreisliga-B-Meister aus Rubenheim immer tiefer in den Abstiegstrudel gezogen wurde, so unterstrich der SV Blickweiler mit einem 4:1-Erfolg beim Team der Wintermonate aus Limbach seine Ambitionen nach oben.
So stand in Blickweiler also ein Duell mit unterschiedlichen Voraussetzungen auf dem Programm: Ein Duell, in dem der SV Blickweiler dafür sorgen könnte, dass dem SC schwere Wochen und Monate bevorstehen würden, andererseits aber ein Duell, in dem der SC Blieskastel-Lautzkirchen für einen echten Befreiungsschlag würde sorgen könnte. Ein Spiel also mit richtungsweisendem Charakter, ein Spiel voller Emotionen, ein Spiel, in dem es nichts zu verschenken gab, ein Spiel in dem es für 90 Minuten vielleicht auch um ein wenig mehr ging als nur um Fußball oder anders ausgedrückt: Ein ganz normales Derby!
Das Derby auf dem vom Regen in Mitleidenschaft gezogenen Rasenplatz in Blickweiler entwickelte sich von der ersten Minute an zu der gewohnt rassigen Partie. Viele Zweikämpfe prägten eine hitzige Partie in der es zunächst die Hausherren waren, die mehr Spielanteile und auch die größeren Chancen vorzuweisen hatten. Dann aber waren es zwei gelbe Karten binnen wenigen Minuten, die die Gemüter erregten: Zunächst wurde Christian Knoch von Blickweilers Christian Müller regelwidrig zu Fall gebracht, bevor Daniel Fuhrmann ebenfalls von Müller im Strafraum gefoult wurde. Die logische Folge: Ein Foulelfmeter für den SC und über 70 Minuten Unterzahlspiel für den SV Blickweiler. Patrick Stumpf schritt zur Tat und ließ Jean-Michel Caillas im SVB-Tor keine Chance. Das Tor war für den SC ein echter Befreiungsschlag und setzte bei den SCler eine enorme Spielfreude frei. Blieskastel erspielte sich in Überzahl mehr und mehr Spielanteile und setzte die Hausherren weiter unter Druck. Spielführer Steffen Noserke war es, der Blieskastel mit 2:0 in Front brachte. Blieskastel und auch die erneut zahlreichen mitgereisten Fans waren nun vollkommen euphorisiert und dementsprechend gelang dem SC nun alles. Patrick Stumpf wird von den nun sichtlich schockierten SVBlern im Mittelfeld nicht attackiert und nimmt aus 25 Metern Maß: Symptomatisch für die Kräfteverhältnisse im zweiten Viertel dieses Spiels nagelte Stumpf den Ball unhaltbar ins SVB-Gehäuse. Der SC war nun mit 3:0 in Front und man musste schon lange zurückdenken, um sich an ein solches Derby erinnern zu können. Bis zur Pause blieb es bei der deutlichen Führung des SC und die Fußballfans in Blickweiler rieben sich verwundert die Augen: Die Voraussetzungen vor diesem Spiel waren vollkommen auf den Kopf gestellt und nun war Blickweiler am Boden und Blieskastel-Lautzkirchen obenauf. Die Frage unter den SC-Fans war nun klar: Würde Blickweiler in der zweiten Hälfte noch eine Antwort parat haben?
Auch in Durchgang zwei blieb die Partie hitzig und hatte den Zuschauern einiges zu bieten: Beide Mannschaften kämpften verbissen und schenkten sich nichts. Auch Blickweiler schien trotz Unterzahl gewillt, dem Spiel eine Wende zu verleihen und erarbeitete sich Chancen. Es war ein Fußballspiel, bei dem es keinem der zahlreichen Zuschauer langweilig wurde. Bei einem Foul an Daniel Fuhrmann kam es zu einem Gerangel, in dem sich auch Fuhrmann zu einer unfairen Geste hinreißen lässt und dementsprechend genau wie sein Gegenspieler mit Rot des Feldes verwiesen wurde. Auf Tore musste man allerdings eine Weile warten, bevor es Julian Müller war, der rund 20 Minuten vor dem Ende das 4:0 erzielte und damit die Partie frühzeitig entschied. Blickweiler war nun endgültig geschlagen, obwohl es nochmals hitzig wurde. Es war nun noch hitziger als zuvor und in vielen Szenen waren einige Akteure durchaus am Rande eines Platzverweises. Wer jetzt noch nicht im Derby-Fieber war, der war es spätestens jetzt: Blickweiler versuchte im 10 gegen 9 nochmals alles, kam aber nur zum Ehrentreffer, bevor Patrick Stumpf mit einem Freistoß-Knaller den Schlusspunkt unter einen hochverdienten SC-Erfolg setzte.
Am Ende steht ein denkwürdiger 5:1-Erfolg des SC, der sowohl den SClern, aber wohl auch dem SV Blickweiler noch lange in Erinnerung bleiben wird. Für die vielen Niederlagen in den Vorjahren hat sich der SC an diesem Sonntag jedenfalls eindrucksvoll revanchiert. Damit ist die Bilanz des SC gegen den SV Blickweiler beeindruckend: Vier Spiele: 10 Punkte und eindrucksvolle 22:4 Tore sprechen eine deutliche Sprache im direkten Duell.
Was für ein toller Fußballtag an diesem Wochenende in Blickweiler! Das Derby in Blickweiler war an diesem denkwürdigen Märzsonntag also endlich auch für die SC-Fans eine Reise wert. Dieses Spiel hatte eigentlich alles zu bieten: Tore, rote Karten, Elfmeter und das Schönste – Drei Punkte für den SC. Der SC Blieskastel-Lautzkirchen landete an diesem Sonntag einen unglaublichen Befreiungsschlag und das Schönste ist, dass man es schaffte, diesen tollen Sieg beim Derby in Blickweiler zu landen, wo man in den Vorjahren ein ums andere Mal nicht vom Glück und vom Erfolg geküsst wurde. An diesem Sonntag war alles anders, als man es von Derby in Blickweiler gewohnt war: Blieskastel jubelte und feierte einen fulminanten Derbysieg, während Blickweiler nach einem tollen Start ins Kalenderjahr 2010 auf den Boden zurückgeholt wurde. Dass es gerade der SC war, der Blickweiler an diesem Sonntag schlagen konnte, wird den SVBlern sicherlich nicht schmecken und das 5:1 hätten wohl die wenigsten SVBler angesichts der Voraussetzungen für möglich gehalten.
So unterschiedlich sind die also die Lehren, die man aus diesem Spiel ziehen wird: Das Selbstvertrauen des SC wird nach diesem Sieg sicherlich auf ein Vielfaches der Größe angewachsen sein, die es nach dem Rubenheim-Spiel inne hatte. Nach vier erfolglosen Wochen hat der SC also die richtige Antwort gefunden und damit wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib gesichert und ganz nebenbei ist die Revanche für den bitteren „Last-Minute K.O“ in der Vorsaison mehr als nur geglückt. Blickweiler dagegen muss einen Rückschlag hinnehmen und die ersten Derby-Niederlage auf eigenem Platz seit gefühlten Jahrzehnten einstecken.
Blickweiler war für den SC nun endlich für beide Mannschaften eine Reise wert: Während die Zweite den SVB zuletzt in beachtlicher Regelmäßigkeit besiegen konnte, feierte die Erste den ersten Sieg seit vielen Jahren. In der Tabelle tut der Dreier dem SC sicherlich gut. Blieskastel konnte sein bis dahin dürftiges Punktekonto auf nunmehr 27 Zähler ausbauen und damit wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib sichern. Lediglich die rote Karte an Daniel Fuhrmann hat am Ende einen faden Beigeschmack, wird er dem SC doch nun einige Spieltage fehlen. Nun gilt es, die positiven Eindrücke aus Blickweiler mitzunehmen und in den nächsten Wochen dem ersten Dreier im Jubiläumsjahr 2010 noch weitere folgen zu lassen, denn jetzt beginnt die heiße Phase der Saison, in der jedes Spiel zum Endspiel werden kann und man Punkte sammeln muss, um am Saisonende nicht zu sehr unter Druck zu stehen. Welche Lehren man auch immer aus diesem aus SC-Sicht denkwürdigen Spiel ziehen wird bleibt jedem selbst überlassen, das Ergebnis spricht aber eine deutliche Sprache: 90 Minuten Kampf und Einsatz fanden am Ende mit dem SC einen verdienten Sieger und unterm Strich wird man sich wie in jedem Jahr fragen: War es ein ganz normales Derby?
Nächste Woche empfängt der SC Blieskastel-Lautzkirchen die Sportfreunde aus Reinheim an der Florianstraße: Die Erste kämpft sonntags ab 15:00 Uhr um wichtige Punkte während die Zweite ab 13:15 Uhr die bittere Hinspielniederlage wieder gut machen will.